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Musikzirkus

Vor ein paar Wochen äusserte ich beim Zusammensitzen nach der Orchesterprobe, dass ich mich im Musikzirkus nicht auskennen würde. Unser Dirigent hat dumm geguckt, was wiederum ich nicht verstanden habe.

Es ist nicht so, dass ich überhaupt keine Grössen kennen würde, dass ich noch nie in einem Konzert gewesen wäre, dass ich keine CDs mit E-Musik besitzen würde etc. Bei der Lektüre des Buches "Wann darf ich klatschen?" von Daniel Hope (erschienen bei rororo, habe ich vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen) wird mir klar, was ich nicht kenne bzw. so überhaupt nicht verstehe: Den Jahrmarkt der Eitelkeiten in der Musik.

Ich bin damit schon konfrontiert worden, aber verstehen tu ich es nicht. Ich will nicht gross rauskommen, ich will Freude an der Musik haben. Jeder interpretiert ein Stück anders, jeder hat woanders seine Stärken und Schwächen und so weiter und so fort. Da hat Eitelkeit keinen Platz.
In den Jahrmarkt der Eitelkeiten wird auch noch der deutsche Geniebegriff fallen, dass Kunst keine Arbeit, kein Handwerk ist, sondern vom Himmel fällt. Was es garantiert nicht tut. Es IST harte Arbeit, viel Disziplin und was weiss ich. Jeder Musiker geht seinen eigenen, individuellen Weg mit der Musik und wird den anderen in eben dessen Weg achten.

Insofern räumt dieses amüsant geschriebene Buch wohltuend mit meiner Verwirrung bei der Gegenüberstellung dieser unterschiedlichen Haltungen auf. Tut gut.

Wunderbare Einspielung von Vivaldi Mandolinenkonzerten

Heute einen Ausschnitt von Avi Avital (Mandoline) mit dem Venice Baroque Orchestra im Radio gehört und dann auch gesehen. Es wurde auf arte übertragen und ist auf youtube zu finden.

Beim ersten Hören habe ich festgestellt, dass Avi Avital den Vivaldi so spielt, wie ich auch meinen Telemann spielen soll: Es atmet, lebt. Er spielt nicht zackig, sondern lebendig, und das Ensemble macht es mit.
Wunderbar!

Beim Zuhören und Zugucken ist mir aufgefallen, dass ich nicht beides kann, hören und zuschauen gleichzeitig. Denn auch das Zuschauen ist hier ein Erlebnis und Genuss, dank guter Kameraführung und guten Schnitts. Man bekommt sehr gut mit, wie die Musiker untereinander interagieren, wie sie sich anschauen, aufeinanderhören und wie sehr sie in der Musik gefangen sind.
Also habe ich entweder nur zugehört oder nur zugeguckt.

Taizé-Gebet im Markushaus

Das vorweihnachtliche Taizé-Gebet der CLM-Gemeinde fand gestern im Markushaus in der Rheinstrasse statt.
Zur Erklärung: "CLM" steht für Christus-, Luther- und Markusgemeinde. Die drei Gemeinden haben dieses Jahr auf Geheiss von oben fusioniert. Im Moment verzichten sie noch auf einen gemeinsamen Namen, weil sie es nicht übers Knie brechen möchten. So heisst die fusionierte Gemeinde weiterhin CLM-Gemeinde.

Die Christusgemeinde macht jedes Jahr zwei Taizégebete, einmal an Karfreitag und einmal am 4. Advent. Angefangen haben diese in der Kapelle der Christuskirche, bis die aus allen Nähten platzte ob der Besucherzahl. Dann wurde es in die Kirche an sich verlegt. Nun ist die Christuskirche aber echt gross (zum Vergleich: Wegen des Stadthallenumbaus wird Giora Feidman dort konzertieren), die Teilnehmer verlieren sich darin, und wie es Kirchen so an sich haben, zieht es da auch.

So empfinde ich das Markushaus als eine gute Alternative, die wir gestern gegangen sind. Der Bau ist viel neuer, nicht so riesig. Der Raum, in dem wir waren, konnte durch Aufschieben einer Trennwand erweitert werden, wären sehr viele Besucher gekommen. Doch so hat es genau gepasst. Und heiztechnisch war es einfach prima. Wir Musiker haben uns wohlgefühlt und konnten gut bis zum letzten Lied spielen. (Sonst habe ich - aus Temperaturgründen - immer das Ende herbeigesehnt.)
Auch die Dekorateure waren zufrieden. Lange, rote Vorhänge an der Fensterfront, das hat das Taizé-Feeling verstärkt. Man konnte gut den Raum bestuhlen (im Halbrund um den Altar) und keiner konnte über irgendeinen Stufe stolpern, da keine da war. (Bild vom Altar.) Alles sehr stimmungsvoll.

Von mir aus kann das Taizé-Gebet gerne im Markushaus bleiben!

"Den Schwierigkeiten Zeit geben."

Das habe ich über meine Noten der 2. Fantasie für Violine solo von G. Ph. Telemann geschrieben.

Das ist nicht so einfach, denn ich bin es hauptsächlich gewohnt, im Orchester zu spielen, und da hat man schön im Takt zu bleiben, auf den Dirigenten zu achten. Oh, bin ich immer pünktlich, stellt sich nun beim Geigenunterricht heraus.

Der Telemann verträgt das nicht, da muss ich "den Schwierigkeiten Zeit geben". Sprich, das sind oft die Doppelgriffe und Akkorde. Wenn ich da nur so drüber husche, kommen die nicht zum Klingen! Die werden dadurch regelrecht abgewürgt.

Der Titel klingt so metaphorisch und - aufs Leben übertragen - ungeliebt. Wer will schon lange in Schwierigkeiten stecken? Doch darüber lasse ich mich jetzt nicht aus. Die musikalischen Schwierigkeiten aber, die sind dann gar keine mehr, wenn ich ihnen Zeit gebe.

In der Kirche Geige üben.

Zur Zeit spiele und übe ich die zweite der zwölf Fantasien von Telemann für Violine solo ein. Gedacht habe ich das für den Weihnachtsgottesdienst meiner Gemeinde am 24.12. Aber es hat sich herausgestellt, dass der Zeitplan dieses Gottesdienstes so dicht ist, dass ich wahrscheinlich "nur" bei ein paar Weihnachtsliedern mitspielen werde.

Mein Geigenlehrer hat mir vorgeschlagen, einfach mal um zu hören, wie das klingt mit dem Hall, mal in der Kirche zu üben! Hu, ob ich mich das traue? Jetzt in der Adventszeit ist blöd, weil in den Kirchen dauernd Veranstaltungen sind und die Proben dafür. Aber im neuen Jahr, im Januar? Wäre eine Idee!

Hört mal rein in dieses tolle Stück. Es besteht aus drei Sätzen. Besonders der zweite hört sich so vielstimmig an als sei da ein ganzes Ensemble am Werke, aber es ist "nur" die Geige mit total vielen Doppelgriffen und Dreiklängen.

Ein tolles Stück!