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"boy meets girl"

"Julia Holbe erzählt mit Leichtigkeit (...)" steht auf dem Buchrücken, Zsuzsa Bánk zitierend. Zuerst hatte mich das schöne Titelbild angesprochen, dann die Rezension von Zsuzsa Bánk auf dem Buchrücken. Und dann der Klappentext: "'Boy meets Girl' ist ein Roman wie ein französischer Film: leichtfüßig, tiefgründig und nachklingend".

Ich habe es aus der Stadtbücherei ausgeliehen und mitgenommen, ein Zufallsfund unter der Rubrik "Frauen". Unter dieser Rubrik weiss man nie, was man so findet: Weibchen-Romane (so nenne ich sie) à la Hera Lind oder gute Unterhaltung? Dieses Buch hier gehört in letztere Kategorie und ich bin nach den ersten Seiten immer noch dabei.

Das Buch heisst boy meets girl, die Autorin ist Julia Holbe und erschienen ist es im Penguin-Verlag.

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen

Ein Buch, ein Liebesroman wie aus dem Leben gegriffen, hach! Endlich mal nicht so ein komischer Kitsch à la sie muss sich vom Tod irgendeiner Verwandten erholen, zieht aufs Land und da wartet dann der Held ihrer Tage. So etwas mag ich nicht lesen, da reicht mir schon die eintönige Wiederholung der Buchbeschreibungen.

Also, aus dem Leben gegriffen. In Rezensionen lese ich - hier beim NDR:
Vielmehr scheint er genau zu beobachten, was seine Figuren zueinander hinzieht, aber auch, was sie voneinander wegtreibt. Das sind vor allem nachvollziehbare Bedenken, die ein bereits gelebtes Leben mit all seinen Erfahrungen nun mal mit sich bringt.

Das lese ich über diesen Roman immer wieder:
ein bereits gelebtes Leben mit all seinen Erfahrungen
Es ist keine Teenagerliebe, keine Kinderliebe, sondern die beiden Protagonisten stehen in der Mitte des Lebens, sie um einiges älter als er. Natürlich haben sie ihre sonstigen Lebensbezüge wie etwa die demente Mutter von Clara oder der in einer (eher losen) Beziehung steckende Elias. Vielleicht zieht in Kitschromanen immer die Heldin aufs einigermassen einsame Land, weil man da umso kitschiger schreiben kann? Was weiss ich, denn ich finde, wir stecken immer in unseren Bezügen und warten nicht auf einen edlen Helden oder Heldin.

Das eben ist an diesem Roman so schön, dass er das Leben in all seinen Facetten bedenkt. In der oben zitierten Rezension heisst es am Ende:
Es ist auch eine Art Lebensroman, der mit so beeindruckender Leichtigkeit von den schwersten und den schönsten Momenten des Lebens so erzählt, dass man Lust bekommt, sich selbst immer wieder unerschrocken ins Getümmel der Gefühle zu werfen.
Jawoll!

Freundschafts-Mythos

Aus der Stadtbücherei habe ich mir das Buch Mit Autismus leben von Christine Preißmann ausgeliehen. Sie soll sehr empfehlenswert sein, eine Ärztin, Autorin, Psychotherapeutin, die auch als Betroffene das Thema sehr gut kennt.

Ich will mich nicht mehr gross weiter in das Thema vertiefen - ich habe das vor ca. 15 Jahren gemacht - aber so als Abschluss wird es nicht schlecht sein, denke ich. (Abgesehen davon, finde ich es besser, mich auf das jeweiligen Individuum einzulassen, denn erstens ist niemand DAS Syndrom oder DIE Krankheit (was es auch immer sei) und zweitens ist Autismus ein sehr grosses Spektrum.)

Auf Seite 115 im zweiten Abschnitt schreibt sie was, das kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Es geht um Freundschaften (Autisten tun sich oft schwer damit) und was für Vorteile "normale" Menschen mit ihrer grossen Anzahl an Freundschaften haben.
"Menschen, die viele Freunde haben, können von deren unterschiedlichen Kompetenzen sehr profitieren, erhalten also durch die anderen zusätzliches Wissen, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie nutzen können. Wenn man also etwa Handwerker, Steuerberater, Anwälte, Ärzte, Buchverleger oder Finanzexperten kennt, kann man viele Anforderungen des Alltags bereits bewältigen, bevor man sich an professionelle Adressen wenden muss."

Das stimmt so nicht. Ich habe wohl einen grossen Bekanntenkreis, bunt gemischtes Volk, aber ich muss "trotzdem" viel alleine machen. Andere Menschen sind nicht mein verlängerter Arm, sie sind sie selbst, mit ihren ganz eigenen Nöten, Bedürfnissen, Wünschen. Dazu gehört auch, die Profession des anderen zu respektieren und nicht "für umme" Expertenmeinung/-rat/-fertigkeiten einzuholen. Das wäre Ausnutzerei. Ein gewisser Austausch ist schon da, aber nicht in diesem hohen Mass, wie sie es hier suggeriert.

Das Buch "Einspruch!" von Ingrid Brodnig.

Ich habe es im vorigen Beitrag erwähnt, mittlerweile habe ich es ausgelesen. Ich konnte es nicht in einem durchlesen, weil es immer wieder sacken musste. Es hat mich also ins Nachdenken gebracht und ich habe noch mehr inneren Abstand zum familiären Verhau bekommen.

Ich weiss nicht, ob ein Psychologe bei meinem Vater und Co von Verschörungstheoretikern sprechen würde. Aber Weltanschauungsfragen sind das allemal und wie sie vertreten werden. Ich sollte regelrecht "umgedreht" werden (was für ein Wort!) und so etwas ist kein Umgang miteinander. Nie nicht. Selbst wenn ich tatsächlich von meiner Mutter missbraucht worden wäre, dann kann eine Rettung nie darin bestehen, mich nun zu korrumpieren/umzudrehen. Der Zweck heiligt niemals die Mittel!

Das Buch legt auch ausdrücklich Wert darauf, auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu sprechen / zu diskutieren. Ich dagegen bin von meinem Vater und Co Dritten gegenüber (ohne dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, dagegen einzuschreiten, weil ich gar nicht dabei war) massiv in der Achtung heruntergesetzt worden.
Dabei wird klar - jedenfalls, so wie ich das formuliere -, der Missbrauch lag nicht auf Seiten meiner Mutter, sondern auf Seiten meines Vaters und Co.

Zum Abschluss meines Postings möchte ich auch noch auf eine Beratungsstelle hier in Baden-Württemberg hinweisen. Die, auf die ich im vorigen Posting hingewiesen hatte, war eine aus Sachsen-Anhalt. Von der aus Baden-Württemberg habe ich im Buch erfahren. Sie heisst Zebra-BW - Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen BW.
Ingrid Brodnig schreibt dazu auf Seite 133:
Wenn jemand, der oder die für Sie sehr wichtig ist, zum Verschwörungsdenken neigt, suchen Sie lieber früher als später Hilfe von Fachleuten. Es gibt Beratungseinrichtungen, die anonym und kostenlos auch dem Umfeld von Verschwörungsgläubigen zur Seite stehen.

Das Buch: "Freundschaft"

Im Untertitel heisst es "Geschichten von Nähe und Distanz". Es ist zusammengesammelt und zusammengeschrieben von Katja Kraus, erschienen im S. Fischer - Verlag. (Hier geht es zur Vorstellung beim Verlag samt Leseprobe.)

Es werden Menschen aus Politik, Kultur und Sport interviewt. Unterschiedlichste Menschen, unterschiedlichste Haltungen und Lebensweisen, was sich auch beim Thema "Freundschaft" niederschlägt. Ein Buch, das innehalten und reflektieren lässt, aber nie auf unangenehme Art, nie zu tiefschürfend (zu tiefschürfend wäre Arbeit), sondern auf angenehme Art anregend.

Ich habe noch ein anderes Buch da liegen, eines mit 11 Interviews mit bekannten oder herausragenden Menschen. Und stecke fest. Ich stelle fest, dass so ein Buch wie das vorgestellte über "Freundschaft" mich mehr fesselt. Hier werden zwar auch Leute interviewt, aber hier steht nicht mehr das rohe Interview, sondern es hat einen ganz anderen Duktus und es geht um ein gemeinsames Thema, hier eben die Freundschaft. Das Thema Freundschaft ist es wert, beleuchtet zu werden, denn auch dieses - wie "Mutterschaft", ein Feld, das Eline auf Instagram beackert - ist mit ziemlich Mythen besetzt. Mit Anforderungen, denen man kaum gerecht werden kann, wenn man mal ehrlich ist. Es gibt tatsächlich nicht das einheitliche Bedürfnis nach Freundschaft, sondern Freundschaften (und damit Begegnungen mit Menschen) gestalten sich sehr unterschiedlich.