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Lesen bildet.

Punktum. Und führt weiter im Leben.

Nathan zeigt es in seinem neuesten Artikel auf: #ichwillihnberuehren

Es geht um ein schwules Pärchen, wie sie unter (dem üblichen) Zittern und Zagen zusammenfinden. Es liest sich anscheinend sehr anrührend, aber wohl auch nachdenklich machend (lesen bildet!). Denn Nathan schreibt über diese Liebesgeschichte:

Neben der schönen Geschichte sind bei mir auch die Gedanken und die Angst von OJ zum Thema Schwu­len­hass hängen geblieben. Es macht mich traurig und wütend, dass das immer noch ein Thema ist. Was habe ich für ein Recht, Menschen ihr Glück, ihre Liebe zu versagen? Warum nicht lieben und lieben lassen? Tut es wirklich so weh? Was verliere ich dadurch — etwa ein men­schen­ver­ach­ten­des Weltbild?


Mir ging das vor Jahrzehnten mit dem Buch "goldene Zeiten" von Rita Mae Brown so. In "goldene Zeiten" geht es um Lesben. Und sie haben tolle Freundschaften. Das Ergebnis der Lektüre dieses Buches war, dass ich bis heute nicht verstehe, was an Lesben schlimm, böse, verwerflich, ... sein soll. Ich kann sie nicht verdammen, beim besten Willen nicht. Mir geht es genauso wie Nathan.

witzig-spritzig geschrieben: Lesen!

Das Buch "Männerphantasien" habe ich in der Stadtbücherei im Regal einfach nicht gefunden. Entweder war ich zu doof dafür oder jemand hatte es aus dem Regal genommen. (Ich gehe immer gut vorbereitet in die Stadtbücherei, schreibe mir den Buchcode raus und dann gehe ich zielgerade auf mein Wunschbuch zu.) Bei der Suche habe ich ein anderes Buch gefunden, das ich ausleihen wollte, und zuerst nicht gesehen habe: Margarete Stokowski: Die letzten Tage des Patriarchats, erschienen bei rowohlt.

Margarete Stokowski schreibt Kolumnen, erst in der taz, jetzt bei spon. Und diese Kolumnen sind so witzig-spritzig, man muss sie lesen. "Die letzten Tage des Patriarchats" ist eine Kolumnensammlung aus den Jahren 2011 bis 2018. Sie sind nicht nur witzig-spritzig, sie lockern das (dröge) Denken auf und erden.

Ein Beispiel: Die First Lady, also die Frau des Bundespräsidenten. Auf den Seiten 37 bis 39 setzt sie sich mit dem "Beruf" (eher: Ehrenamt) der First Lady auseinander. Die First Lady ist immer eine Frau, die immer an der Seite ihres Mannes steht, ihn immer stützt und nötigenfalls eine erfolgreiche eigene Karriere für ihn aufgibt (sobald er Bundespräsident ist) und sich nun in unbezahlter Care-Arbeit (Ehrenamt) aufopfert.
Im vorletzten Absatz stellt sie einige Alternativen als Denkansatz vor: Was wäre, wenn wir eine Bundespräsidentin hätten, was wäre dann mit dem Ehemann, würde der sich dann um Kinder und Kranke kümmern? Oder wenn ein Single, eine Lesbe, ein polyamorer Mensch, ... Bundespräsident würde? Die letzte Frage dazu von ihr: "Kriegt dann die AfD die Blutdrucksenker vom Staat?"

Wenn das mal nicht witzig-spritzig ist, dann weiss ich auch nicht.

Lesen oder nicht lesen?

Durch das Interview Das Töten aus Lust hat nicht nachgelassen bin ich auf Klaus Theweleits Buch Männerphantasien gestossen. Das ist kein Buch über erotische Phantasien, sondern es geht um (faschistoide) Männergewalt.

Eine der Fragen im Interview wird mit einem Zitat aus seinem Buch eingeleitet:
Männerphantasien, das sind Vorstellungen von dem, was Männer nicht wissen durften: Körperwünsche, Energien und Sehnsüchte wurden unterdrückt und abgetötet, um wieder geboren zu werden im Kampf für Größe und Vaterland.


Ein bisschen habe ich in die Leseprobe reingelesen. Scheint sehr interessant zu sein. Es scheint mich unsere Gesellschaft besser verstehen zu lassen und den Feminismus samt den Gegnern. Also ein Buch, das ich gerne lesen möchte.

Der Grund, warum ich zögere: Wie pathologisch wird es in dem Buch hergehen? Ich habe (noch?) eine relativ dünne Haut, was derlei Dinge betrifft, und sollte dann lieber die Finger davon lassen.

Hörgenuss: Katharina Thalbach

Auf hr2 habe ich das Hörbuch (man kann dort in einen kurzen Ausschnitt am Anfang reinhören) Im Vertrauen, Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Mary MacCarthy, gelesen von Katharina Thalbach und Sandra Quadflieg, kennengelernt und mir empfehlen lassen. So quasi zu Weihnachten habe ich es mir gegönnt.
Und bin begeistert.
Ganz, ganz hervorragend Katharina Thalbach, sodass ich heute in die Stadtbücherei gegangen und das Hörbuch "Witwendramen" mit Anna, Nellie und Katharina Thalbach ausgeliehen habe. Was für ein Genuss! Ich kann es nur weiterempfehlen.

Im Klappentext des letzteren lese ich, dass Katharina Thalbach 2014 den Deutschen Hörbuchpreis für ihr Lebenswerk bekommen hat.
Den hat sie mehr als verdient, finde ich! Dabei kenne ich nur zwei ihrer Werke. Zwei ganz unterschiedliche. "Im Vertrauen" ist was Ernstes, zwei hellwache Frauen, Intellektuelle ihrer Zeit, im vertrauten Austausch. In "Witwendramen" sind es auch hellwache Frauen, zum Schreien komisch. Göttliche Unterhaltung. Ich muss mir das Hörbuch selbst beschaffen. Und vllt. meinen Cousin fragen, ob meine gute Tante (sie ist dieses Jahr selbst Witwe geworden) einen CD-Spieler hat. Ich würde es ihr gar zu gerne zukommen lassen. Sie liebt Kultur, sie würde sich königlich amüsieren, das weiss ich.

Claudia gräbt Bücher aus.

Claudia stellt auf ihrem Blog immer wieder Bücher vor, die sie gelesen hat. Diesmal sind es Bücher von Hans Hütt, die sie zurückblicken lassen. Es sind Wörterbücher der 70er bzw. eines der 80er (ich habe auf Claudias Postings verlinkt).

An die 70er kann ich mich nicht so toll erinnern, zu jung war ich, gerade erst geboren. Das würde bei den 80ern wohl anders werden, dachte ich. Gut, nun habe ich keines der beiden Bücher gelesen, nur Claudias Beschreibungen, doch da klingelte es nicht allzu sehr bei mir. Haben wir in meiner Familie wirklich so dermassen anders als die anderen gelebt? Weil bei uns das Geld fehlte, oder was immer noch so fehlen konnte?

Die Schulterpolster gibt es schon lange nicht mehr, doch der Mode konnte ich damals eh nicht so hinterherrennen. Meine Mutter schneiderte Blusen für mich - zwar nach aktuellen Burda-Schnitten - aber ansonsten ohne mich gross zu fragen. Und tragen musste ich die Dinger. Als Hosen hatte ich abgetragene Jeans-Hosen aus der Verwandtschaft (von daher weiss ich, dass die Jeans-Hosen heutzutage nichts mehr taugen, denn die kann man nach einer gewissen, recht kurzen, Zeit, einfach nicht mehr weitergeben).

Den Zauberwürfel gibt es immer noch.

Die La-Ola-Welle? Habe ich auch mitgemacht. War ganz natürlich.

Das Gewese um die 99 Luftballons hatte ich nie verstanden (ich glaube, der Song war damals sogar verboten, irgendsowas war da), für mich war das ein ganz normales Stück. Atommächte und Weltraum hatte ich zwar mitgekriegt, aber das war wohl zu abstrakt für mich. Und Computer lernte ich erst später - dann aber so richtig tief und gründlich - kennen.

Dass Frauen ihre eigenen Wege gehen müssen, das war damals und ist heute noch meine Überzeugung. Inwieweit frau ihren eigenen Weg sozusagen ungestört gehen kann, das steht auf einem anderen Blatt, das ist von vielerlei Umständen abhängig. Das muss mit dem eigenen Willen der Frau noch lange nichts zu tun haben.