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Mann mit Teddy unter Obercoolios.

Letztes Wochenende rief mich ein bedröpselter Freund zu sich ins Café. Einer seiner Freunde hatte Suizid begangen, mit einer Bekannten hatte er sich verkracht und sein bester Freund war auf Besuch in der Heimat, ergo nicht da. Der bedröpselte Freund klang sehr bedröpselt. Bin ich also zu ihm ins Café.

Er hatte noch einen anderen Freund von sich zu sich ins Café gerufen, den Mann mit Teddy. Er kam einige Zeit später in dieses Café, in dem einige Obercoolios verkehren. Krasse Gegensätze. Er sieht schon deutlich derangiert aus, gezeichnet von der Krankheit, diesmal hatte er seinen geliebten Teddy dabei, abgeknuddeltes Teil, mit dem er auch im Café spach und es herzte.

Die Bedienung war zu ihm genauso entgegenkommend wie zu den anderen auch, was ich toll von ihr fand. Mir selbst brach es eher das Herz, diese Zerstörung vor Augen, die psychische Kranheiten mit sich bringen können. Nicht immer fällt es heftig aus, aber der Mann mit Teddy lebt in einem Heim für schwer psychisch Kranke. Viele dort sind angeblich so sediert, dass sie kaum etwas mitbekommen. Eine Freundin war mal so schockiert davon, sodass ihr jemand mit Einblick erklärte, dass so mancher der Bewohner dort diese starke Sedierung lieber hätte als dass der Film mit was auch immer im Kopf abginge.

Daneben dann die Obercoolios, die Hypergestylten, unter denen man sich auch ohne Mann mit Teddy als Gegensatz schon nicht mehr so wohl fühlt, denn gesund kann das auch nicht sein.

Heidelbergs bekanntestes Gruselhaus.

Gruselhaus
Das Gruselhaus.
Heidelbergs bekanntestes Gruselhaus ist nicht etwa der Karzer oder das Schloss als "lost place", sondern ein Bordell. Von der Bahn aus ist es gut einsehbar, dieses Bild hier allerdings habe ich von einer Strassenbahnhaltestelle in der Bahnstadt gemacht als ich auf meine Strassenbahn wartete.
Mir war erst nicht klar, was ich da sah. Haus in Flammen, so sieht das aus. Menschen, Seelen in Flammen. Sage mir keiner, Bordell gehöre zur Kultur dazu. Spätestens wenn man die (psychischen) Schädigungen der Frauen erkennt, wird es einem gehörig anders. Man darf sich da auch nicht von irgendwelchen Vorzeigeprostituierten in den Medien irre machen lassen, die diese Profession angeblich freiwillig und mit Genuss ausüben. In der Regel stecken dann doch wieder (frühe) Missbrauchserfahrungen dahinter.
Dieses Bild macht klar, dass an käuflicher "Liebe" nichts idyllisch ist. Es sieht so brutal aus, so gruselig.

Umdenken, wenn ich Dinge aus der Nähe betrachten will.

Seit neuestem muss ich umdenken, wenn ich kleine Dinge aus der Nähe betrachten will. Bei mir schlägt die Altersweitsichtigkeit zu. (Es ist nicht allzu schlimm, aber ich habe mir doch eine Lesebrille beschafft, die ich noch selten einsetze. Aber ich setze sie ein.) Die Dinge halte ich mir besser nicht mehr dichter unter die Nase, denn davon werden sie nicht scharf. Das war früher. Heute muss ich sie etwas weiter weghalten, was mir (noch) kurios und nicht so ganz einsichtig vorkommt (Macht der Gewohnheit).

Vehemente Spam-Filterei von Gmail.

Oder auch: Zuviel des Guten.

Viele Nutzer haben ein Gmail-Konto. Ich nutze meines v.a. wegen eines Ehrenamtes von mir, weil wir gerne Google-Docs verwenden.
Das war alles immer sehr bequem, doch neuerdings stösst mir Google sauer auf. Es ist nicht mehr feierlich, wie vehement mittlerweile "Spam" gefiltert wird. (Ohne irgendwie Pieps zu machen, denn die Sachen sind nichtmal im Spam-Ordner, den ich ständig kontrolliere, zu finden.) Dinge, die eindeutig kein Spam sind. Mails, die sehr wichtig sind (wie man schon am Betreff erkennen kann). Harmlose Mails. Oder es wird zeitversetzt zugestellt (um mehrere Tage). Gestern kam eine Mail rein - als Phishing-Mail markiert, aber immerhin kam sie durch -, da teilte mir einer (vom Ehrenamt) seine neue E-Mail-Adresse mit. Hallo? Das ist doch wirklich harmlos! Irgendwie muss er sich doch melden. Wieso soll alles, das von einer neuen E-Mail-Adresse kommt (samt Adressmitteilung in der Nachricht) gleich ein Phishing-Versuch sein?

Mittlerweile ist mir ziemlich mulmig zumute und ich nutze zunehmend eine andere E-Mail-Adresse (auf die eigene Domain). Ich habe ein bisschen "gegoogelt" wegen der vehementen Spam-Filterei, aber nichts gefunden ausser dem, was ich eh schon wusste und was schon lange gilt.
Man kann über die Filterregeln ziemlich viel einstellen, aber in einem Ehrenamt, in dem ich viel mit anderen - und auch mir bis dato unbekannten Leuten zu habe - ist das Mist. Da kann ich keine Whitelist erstellen.

Mir reicht es ziemlich mit Gmail und ich werde so nach und nach daraus aussteigen.

"Wer kompliziert ist, wird gemobbt."

So die steile These eines Bekannten von mir, seines Zeichens Arbeitsrechtler.
Protestieren möchte man da, hört sich das doch plakativ und eindimensional an. Und nach victim blaming.

Er hat dann das Beispiel einer gemeinsamen Bekannten gebracht, auf die das passt. Sie ist sehr misstrauisch, dabei sehr kämpferisch eingestellt und kann raushauen, was das Zeug hält. Oftmals haben die armen Opfer dieser Person keine Ahnung, was sie ihr getan haben, denn sie ist nicht nur misstrauisch, sie hat auch ein langes Gedächtnis, das sie pflegt. Die meisten Menschen haben kein so langes Gedächtnis bzw. pflegen es auch nicht mit Hingabe. Sie hat sich dem Anti-Mobbing verschrieben, will nie wieder gemobbt werden.

Ja, da kommt dann meine These ins Spiel, dass, wenn es kompliziert wird, sich in der Regel keiner mit Ruhm bekleckert, denn schwierig ist schwierig. Wie miteinander auf einen grünen Zweig des Verstehens kommen? Wenn kaum oder kein Verstehen da ist, weil man zu unterschiedlich ist? Der eine das Glas tendenziell halb voll, der andere das Glas tendenziell halb leer sieht? Wenn also die persönlichen Unterschiede schon so gross sind, dass von Haus aus ein Zusammenkommen fraglich ist?

Ich selbst nehme deswegen das Wort Mobbing ungern in den Mund. Es ist zum Modebegriff geworden, und wird gerne auf Einzelvergehen angewendet, wenn einer sich zurückgesetzt fühlt, so meine Beobachtung. (Damit kann man wieder auf obigen, komplizierten Fall zurückgehen. Was macht man mit einer grundsätzlich misstrauischen Person?)

Dann ist mir das Wort Mobbing an sich schon zu Schwarz-weiss-Seherisch. Der Mobber ist schuldig, der Gemobbte unschuldig.
Ich sage, wenn es schwierig wird, bedeckt sich seltenst einer mit Ruhm. (Und wenn das dann mal so wäre, dann würde das keiner sehen, so meine Vermutung.) Ich plädiere dafür, erstmal wieder auf den Boden zu kommen, sich zu beruhigen. Und dann die Dinge anzugucken mit jemand Dritten, der ein gutes Urteil hat und differenziert denkt. Das Zusammenleben ist kein einfaches, schon gleich gar nicht am Arbeitsplatz, wo die unterschiedlichsten Leute aufeinander treffen.