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Weihnachtspostkarten schreiben ist schön.

Denn da denkt man an liebe Personen und widmet ihnen liebe Zeilen.

Es fängt schon mit der Auswahl des Motivs an. Dieses Jahr habe ich nämlich Fotopostkarten machen lassen. Erst schienen es zu viele zu sein, dann habe ich nochmal welche nachmachen lassen. Alle haben ihren Abnehmer gefunden. Alle!

Also, erstmal das Motiv. Meines war dieses Jahr ein von Lichschnüren umwickelter Baum mitten in Leimen (bei Heidelberg). Weil ich damals - es war im Januar - kein Stativ hatte (selbst wenn ich eines hätte, wann hätte ich das wohl dabei?) und ich im Dunkeln fotografiert habe (und etwas bewegt man sich immer), habe ich also lauter kleine Lichtsterne um Baumstamm und Geäst.
Stimmungsvoll.

Dann überlegt man sich einen Text. Leitmotto bei mir dieses Jahr ein Zitat aus einem Taizé-Gebet ("Dans nos obscurité", bloss halt auf Deutsch). Finde ich passend, denn Corona macht alles so duster. Bei manchen ist es "bloss" ein Herunterfahren, das auch als angenehm empfunden werden kann oder sehr nötig, bei anderen wird es existentiell. Man braucht also ein Licht in der Nacht, eine gute und leitende Perspektive, wenn viel oder alles verloren scheint.
Dieses Leitmotto habe ich mit aufdrucken lassen.

Und dann überlegt man sich noch ein paar persönliche Zeilen, handgeschrieben (ich hoffe, alle konnten es lesen).

Das Allerbeste: Man bekommt Feedback! Die lieben Adressaten sind liebe Empfänger, denen es etwas bedeutet, wenn man an sie denkt. Und so antwortet auch der eine oder andere. Da hüpft dann mein Herz!

Handyregeln

Dieser Tage habe ich mir nach langer Zeit ein Smartphone zugelegt. Nach dem Aussuchen, Kaufen und der Tarifauswahl geht es nun an die Auswahl und Installation der Apps. Beim Messenger bin ich mir noch unschlüssig. Ich finde es schon nobel, SMS-Flat zu haben! Das hat man heutzutage. Jetzt weiss ich, wieso die Leute alle so lange SMS schreiben können. Ich konnte das mit meinem alten Tarif nicht.

Also, Hin und Her mit den Apps, besonders dem Messenger. Meine ich so zu einem Freund, dass ich um WhatsApp wohl nicht drumrum kommen werde, weil ich mindestens zwei Gruppen weiss, in die ich reingehöre, bei denen die Mitglieder diese WhatsApp-Gruppen zum Organisieren nutzen. Spasseshalber sagte ich noch zu ihm, dass das Smartphone dann wohl dauernd "Pling, Pling!" machen würde. Woraufhin er meinte:

Dein Handy, Deine Regeln!

Den Spruch muss ich mir merken: Mein Handy, meine Regeln. Gibt es doch immer mal wieder Leute, die einem (nicht nur mir, auch anderen) vorreden wollen (und am besten noch auf anderer Leute Handy herumpfuschen, wenn man nicht aufpasst), was sie alles mit ihrem Handy zu tun und zu lassen haben.

Mein Handy, meine Regeln! Basta!

Beziehungsmensch

Irgendwann vor mehr als zehn Jahren (es war eher vor zwanzig Jahren, aber nicht eher) hat mich eine Dame, die sehr seelsorgerlich unterwegs war (ist) vor einer anderen Dame gewarnt, die so hart sei, so im Gegensatz zu mir. Verstanden hatte ich damals nichts, aber ich halte mich bis heute an die Warnung.
Vor weniger Jahren nun meinte eine seelsorgerliche Lady, ich sei ein Beziehungsmensch. (Sie ist auch einer.) Verstanden hatte ich wiederum nichts, habe es mir aber gemerkt. (Da tu ich gut dran, geht mir mittlerweile auf.)

Vor ein paar Tagen habe ich mich sehr lange mit einem alten Freund unterhalten. Wie immer hatte er einige Schwänke zu erzählen. Und ich hatte mich mal wieder gewundert, was manche andere sich über mich aufregen, ich bin doch total harmlos. Ich gebe nicht wieder, was der Freund erzählt hat (es sind doch private Dinge), aber was sich so mancher im Umgang mit seinen Mitmenschen leistet: Herrje! Sowas von Misstrauen und ich weiss nicht was alles ... Ja, Respektlosigkeit vor sich und anderen könnte man das nennen. Das habe ich nicht drauf.
Also, ich bin harmlos (hat mir ein anderer Freund auch schon lachend bestätigt, als ich mich über den Konzertmeister eines Laienorchesters wunderte), stellte ich fest und mutmasste, dass das Empörenswerte über mich wohl nur in den Köpfen der Menschen stattfand, in ihren inneren Dramen. Fand der Freund auch.

Weiter auf die Spur gebracht hat mich ein Impuls von Parvin - ihres Zeichens Prädikantin und Älteste an der CLM-Gemeinde -, der am 30.04.2020 veröffentlicht worden ist. Es ist angeblich ein Brief Albert Einsteins an seine Tochter Lieserl. Über die Liebe. Dass sie die grösste Macht sei in unserem Universum, die alles regele, ... Dass sie nicht kontrollierbar sei etc.
Ich dachte zunächstmal an die Befreiungstheologie, nach der die Liebe fliessen müsse. Täte sie das aus irgendeinem Hinderungsgrund nicht, gäbe es verflixte Verwerfungen. (Kann's nicht besser beschreiben, ist schon eine Weile her, seit ich Ernesto Cardenal gelesen habe.)

Ich dachte nicht an den Beziehungsmenschen (in mir), aber es stimmt, diese Menschen sind nicht kontrollierbar (und ich auch nicht). Aber das heisst noch lange nicht, dass die einem was Böses tun.
Die tun einem gar nichts Böses, die sind lieb!
Aber wer Angst hat vor Beziehungen, wer die Kontrolle haben möchte, ... der wird Beziehungsmenschen argwöhnisch betrachten. (Mindestens.)

zugewandte Zeiten

Diese Corona-Zeiten entpuppen sich für mich nicht nur als Zeiten der Verlangsamung (weil meine sämtlichen ausserhäusigen Freizeitaktivitäten wegfallen), es ist auch eine Zeit der Zuwendung. So schön! Mich macht das glücklich.

Heute morgen bekam ich die nette, zugewandte Rundmail meines Chorleiters herein. Es war nicht die erste dieser Art. Ich mag diesen Chor ja ohnehin sehr gern, das habe ich schon geschrieben.

Ich telefoniere, ich skype. Auf Skype habe ich eine Uralt-Freundin (aus Kindergartentagen) entdeckt. Sie wohnt im Ausland, und wir schreiben nun fleissig hin und her und tauschen uns aus.

Vorher war ich Akkus kaufen gehen für mein Telefon, denn so lange, wie ich will, lassen die alten Dinger mich nicht mehr telefonieren, sonst piepst es ganz schrecklich ins Ohr.
Und die nächste Runde Zuwendung kann beginnen!

Meine Geige wiederum, die erfährt gerade einen Entwicklungsschub. Sie wird ohnehin immer besser, seit ich seit Mitte letzten Jahres Geigenstunde habe und regelmässig übe. Das hat schon mein Geigenlehrer (ich habe auf ein youtube-Filmchen mit ihm verlinkt, da spielt er im leeren Theater Bach) bei der letzten Geigenstunde vor den Corona-Massnahmen festgestellt. Jetzt aber, zu diesen Zeiten vermehrten Daheimseins, entwickelt sie sich noch mehr. Hui, habe ich ein feines Geiglein!

Was das mit Zugewandtheit heutzutage zu tun hat? Ich habe saure Zeiten mit der Geige hinter mir (nicht nur mit der Geige). Ein Freund von mir meint - selbst kein Musiker, hört aber gerne Konzerte -, durch mich habe er gelernt, dass das mit der Musik ein Jahrmarkt der Eitelkeiten sei. Auf den kann ich gut verzichten! Ehrlich, wenn massive Einbildung töten könnte (und zwar den Einbildungsträger), gäbe es sehr viele Tote.

Und so freue ich mich, was ich nun Gutes habe (v.a. im Vergleich zu ganz anderen Zeiten) und bin trotz Corona glücklich!

Nichts mehr gewohnt

Meine Füsse (respektive Beine) sind nichts mehr gewohnt. Denn ich habe die Strassenbahn fast vor der Haustür. Und dieser Verlockung kann ich nicht widerstehen.
Konnte. Vergangenheit. Denn ab Montag, den 23.03.2020 wird die rnv (die Öffis hier) nur noch im 20-MInuten-Takt fahren (höchstens). Das lohnt nicht, da kann ich gleich zu meiner Arbeitsstätte laufen.

Letzten Sonntag war ich mit Freunden spazieren und habe mir Blasen an den Fussballen erwandert. Meine Schuhe sind schon längst eingelaufen, aber meine Füsse sind die längere, stetige Belastung nicht mehr gewöhnt.
Heute habe ich es wieder gemerkt. Ich bin viel gelaufen. Von einer Arbeitsstätte zur anderen. Von der Arbeitsstätte heim. (Und in der Mittagspause war ich einkaufen, damit ich noch meinen Packen Klopapier erstehe. Es waren auch alle ganz manierlich.)

Ach ja, und auf der Arbeit habe ich mir den "Hokki" meiner kranken (und deswegen abwesenden) Kollegin geschnappt und habe die ganze Zeit gegautscht. Das war garantiert anstrengend, ohne dass ich es gemerkt habe. Diese Hokkis sind wie umgedrehte Pilze, zum Gautschen gedacht, damit die untere Rückenmuskulatur gestärkt wird.
Meine Kollegin sitzt höchstens eine Stunde drauf. Länger ginge nicht, meint sie. Aber ich bildete mir ein, mir mache das nichts aus. Und sass die ganze Zeit darauf und gautschte und ruckelte. Hat mir viel Spass gemacht. Und ich fand's toll, dass es mir so gar nichts auszumachen schien.

Das Ergebnis: Nach nochmaligem Einkauf nach Feierabend (ich bin es auch nicht gewohnt, auf Vorrat zu kaufen - ganz komisches Gefühl, obwohl ich vom Hamstern weit entfernt bin) war ich schlapp. Und habe mich hingelegt. Zwei Stunden.
Nun bin ich wach. Und wer redet mit mir? Niemand. Ob sie wohl alle schon entschleunigt sind? Oder hat irgendein Politiker oder Wissenschaftler wieder was ganz Wichtiges von sich gegeben, das erst verdaut werden muss? Ich weiss es nicht.

Zurück zu meinen Füssen: Nach wochenlanger, empfohlener oder angeordneter Ausgangssperre werden die gestählt sein wie lange nicht mehr!