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Hacks fürs Handschuhe (Fäustlinge) stricken.

Mittens in the making.
Mittens in the making.

Seit einigen Jahren nun stricke ich Handschuhe (Fäustlinge, keine Fingerhandschuhe) und was habe ich mich in der Anfangszeit schwer getan! Das sehe ich jetzt auch an einer Bekannten von mir, die Mühe hat, die Anleitungen zu verstehen. Das ist halt alles nicht so einfach wie beim Sockenstricken. Handschuhe sind Tüftelwerk, weil sie warm halten sollen und dazu müssen sie gut passen/sitzen.
Seit drei Jahren stricke ich "for charity". Das ist dankbar. Ich stricke sehr gerne Handschuhe - lieber noch als Socken -, habe aber alle Handschuhe, die ich brauche. Mehr brauche ich einfach nicht. Wenn man so für die Allgemeinheit strickt, dann wird es immer jemanden geben, dem sie passen (von der Grösse her). Und im Regelfall wissen es die Bestrickten zu schätzen, was sie da Gestricktes haben.

Handschuhe sind nämlich ganz empfindlich, was die Maschenprobe und die Maße betrifft. Das muss ganz genau sitzen. Da kommt es auf das Garn an, die Nadelstärke (mehr noch als beim Pulli) und wie fest oder locker gestrickt wird. Mein Eindruck ist - wenn ich die Preise für eine Handschuhanleitung mal so mit denen für eine Pulloveranleitung vergleiche -, dass es ungleich schwieriger ist, passende Handschuhe zu designen als einen Pullover.

Beim Stricken für den guten Zweck nehme ich gerne eine freie Anleitung (sie ist auf Englisch): the world's simplest mittens. Die kommt für verschiedene Garnstärken und verschiedene Grössen daher. Alles schon ausgerechnet. Man kann sie gerne pimpen mit Streifenmuster (wie bei mir im Bild) bzw. ist das eine dankbare Anleitung, wenn man Restewolle verstricken will.

tolles Buch: "Knit is for power"

Dieses Buch ist im Herbst diesen Jahres ganz neu im Frech-Verlag erschienen und heisst auf deutsch so etwas wie "Stricken steht für Kraft/Stärke". Darin schreiben 14 Strickdesignerinnen aus dem deutschsprachigen Raum, wie Stricken und die Strick-Community ihnen in ganz schweren Krisenzeiten geholfen haben.
Melanie Berg berichtet von ihrer Brustkrebs-Behandlung. Marisa Nöldekes erstes Kind hatte erst eine schwere Krankheit und starb dann aber als Baby an einem Krankenhauskeim (und das dritte Kind nun hat Trisomie 21). Veronika Hugs Mann war in der Corona-Zeit schwer herzkrank und lag in dieser Zeit monatelang auf der Intensiv-Station. Und so weiter.

Ein herzergreifendes Buch, das von vielen Strickanleitungen begleitet wird.
Ich habe es hier in der Stadtbücherei ausgeliehen, bin ins angrenzende Literaturcafé gegangen, um gleich darin zu schmökern und musste dann zusehen, dass ich nicht in aller Öffentlichkeit Rotz und Wasser heule, so ergreifend finde ich das Buch.

Was ich auch schön finde ist, dass es allgemein hinter die Fassade von irgendwelchen Diagnosen/Geschehnissen blicken lässt. Meist heisst es ja nur ganz kurz und lapidar, der oder die zum Beispiel sei herzkrank und im Krankenhaus. Durch Veronika Hugs Beitrag wird klar, was das für die Angehörigen bedeutet.
Und immer so weiter. Es heisst zwar im allgemeinen Sprachgebrauch immer, jeder habe sein Päckchen zu tragen, aber wer realisiert das schon?

bestickte Handschuhe

bestickte Handschuhe
bestickte Handschuhe


Meine ersten, mit den Tipps aus "Sticken auf Strick" bestickten Handschuhe.
Das ging toll mit den Tipps! So eine Schablone aus Pappe zu fertigen, das ist sehr sinnig. Ich hatte schon mal Handschuhe bestickt, aber ohne Schablone, das war schon mühsamer, die Spannung des Fadens zu halten (nicht zu fest und nicht zu locker).
Eine Chenille-Nadel (sie ist vorne gebogen) hatte ich nicht, aber es ging auch mit einer gerade Nadel prima.

Die Garne, die ich zum Sticken verwendet habe:
Das Braun ist Beilaufgarn von Regia, Grün und Weiss sind feine Sockenwolle (8-fädig) von Finkhof.

Man kann sie am kommenden Samstag auf dem Wilhelmsplatz in Heidelberg bei Obdach e.V. käuflich erstehen (wie so viele meiner gefertigten Handschuhe).

Stickfieber

Es gibt da so ein schönes Buch im Laine-Verlag: Sticken auf Strick von Judit Gummlich. Daran konnte ich nicht vorbeigehen, obwohl es schon lange her ist, dass ich gestickt habe. Zuletzt habe ich vor ein paar Jahren Handschuhe bestickt (einfach schamlos ein Muster abgekupfert).

Das Buch ist den Kauf wert (es sind ganz, ganz viele nützliche Tipps drin) und jetzt bin ich angefixt: Ich will wieder Handschuhe besticken. Das wird in diesem Buch auch beschrieben. Da brauche ich kein Vlies, um das Muster zu übertragen, ich brauche auch keinen Stickring. Stattdessen aus Pappe eine Schablone fertigen, stumpfe (Chenille-)Nadeln und Wolle.

Ich habe da noch diese Plötulopi-Wolle. Isländische Dochtwolle, unverzwirnt. Meine Güte, ich bin zwar eine erfahrene Strickerin und ich stricke locker, aber das Pulloverprojekt hatte ich trotzdem aufgegeben. Das zwar mir zu arg mit dem Reissen des Fadens beim Stricken.
Für die Handschuhe nehme ich ein Beilaufgarn dazu, dann klappt es (habe schon ein paar solcher Handschuhe gestrickt).

Natürlich habe ich mich auch bei anderen Stickbüchern umgetan. Es gibt viel schönes auf dem Markt. Ich habe den Eindruck, man sucht sich das Buch danach aus, was am Besten zu einem passt. Und so habe ich für Vorlagen und eine kleine, zusätzliche Einleitung zu dem Buch von Wendi Gratz Ich kann 500 Dinge sticken gegriffen. Mir haben es dabei v.a. die Sterne angetan, denn die Handschuhe werden blau. Weisse Sterne auf blauem Grund, das stelle ich mir hübsch vor.
Das, was Wendi Gratz in ihrem Buch vorführt, das nennt sich "freies Sticken". Man erstellt sich seine Vorlagen selbst (es gibt auch viele in dem Buch abzupausen) und ist nicht sklavisch an eine Kreuzstichvorlage gefesselt. Das regt die Phantasie an!

Immer im Uhrzeigersinn drehen.

Gerade eben wurde die Uhr umgestellt. Sie war auf 2.59 Uhr und sprang eine Minute später auf 2.00 Uhr.
Was der Rechner eben so einfach macht, muss ich mit meiner analogen Armbanduhr händisch machen. Die Verführung ist gross, einfach mal eine Stunde rückwärts zu drehen. Aber das tut dem Uhrwerk nicht gut, hat mir letztes Jahr ein Kollege gesagt. Es tut dem Uhrwerk wirklich nicht gut, sie hatte damals etwas rumgespackt.
Dieses Jahr habe ich mich an des Kollegen Rat erinnert und habe die Uhr im Uhrzeigersinn vorgedreht. Und sie läuft wie eine Eins.