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Dankbarkeitstagebuch

Die Jesuiten haben ein Dankbarkeitstagebuch entwickelt, um dem Dunkel dieser Tage und dieser seltsamen Zeit zu entgehen.

Ja, wir haben seltsame Zeiten, in denen wir mehr als sonst auf uns zurückgeworfen werden. Die grosse Freiheit der alles umgebenden Zerstreuung fehlt, und so fühlt sich so manch einer eingezwängt, ... Genügend Menschen leiden auch materielle, existentielle Not. Und es gibt noch so viel mehr an Bedrückendem, durch Corona verstärkt oder vielleicht erst hervorgerufen.

Da haben die Jesuiten dieses Dankbarkeitstagebuch ausgekocht, denn
gerade in schwierigen Zeiten, in denen wir oft nur das Dunkle und Schwere sehen, ist es wichtig, wahrzunehmen, wofür wir auch am Ende der Krise trotzdem dankbar sein können: [...]
Ich finde das eine tolle Idee. Sie ist abseits des medialen Alarmismus, der ständigen Katastrophenmeldungen, die sich überschlagen und immer sensationeller werden und uns erst recht ängstigen. Sie gibt uns eine gute Hilfe in die Hand, inmitten des Strudels nicht abzusaufen. Sie gibt Perspektive in scheinbar perspektivloser Zeit.

Scheisse düngt.

Wir haben in der Mosaik im Moment eine Predigtserie namens "Segen".

Gestern zog's mich in die Gemeinde, weil ich unbedingt was frisches, gesundes, ... brauchte. (Mir war potthässliches von anderer Stelle bei anderen Leute zu Ohren gekommen. Zeug, das kein Mensch braucht und kein vernünftiger Mensch will.) Die Predigt passte genau darauf. Was, wenn das segensreiche Wasauchimmer auf einmal so seine Macken aufweist, gar die dicken Herausforderungen mit sich bringt? Der Prediger redete nicht von Krisen, er redete von Herausforderungen, Plagen, .... Ganz am Anfang der Vergleich aus dem Fussball: Dranbleiben oder Trainer rausschmeissen.

Meine Wahl ist erstmal: Zurückstehen, sich setzen lassen. Wenn man ruhig geworden ist, sieht man die Dinge klarer, vllt. hat sich manches auch schon geklärt. Der Prediger sah es ganz ähnlich, redete von neuen Perspektiven und rät zur Gelassenheit.

Der Burner-Satz war für mich: "Scheisse düngt". Habe ich dann gleich mal an einen Freund weitergegeben, dessen Freund wiederum in einer grandiosen Scheisse sitzt: Scheisse düngt. Ich weiss nicht, ob er das gern hört, aber wenn man nicht ganz untergeht, dann lernt man eine Menge und wächst und reift.

(Wenn nun einer Interesse hat, die Predigt zu hören - Dauer: nicht ganz eine halbe Stunde - der gucke entweder unter Soundcloud nach Mosaik-Heidelberg, oder gehe auf die Website. Dort sind die neuesten Predigten gelistet. In diesem Fall die Predigt vom 26.01.2020.)

Licht sein, Licht bringen.

Ich habe mir das aktuelle Buch aus der Serie "Und es wird leuchten ein Stern", herausgegeben von German Neundorfer, erschienen bei Herder, besorgt. Und schon einiges drin gelesen. (Alles auf einmal lesen geht nicht, denn die Impulse regen doch sehr zum Nachdenken an.)

Auf Seite 45 steht ein kurzer Text von Phil Bosmans über Licht und Dunkelheit. (Phil Bosmans war ein flämischer Ordensmann.) Dass Dunkelheit, v.a. anhaltende Dunkelheit, Angst macht. Und dass es befreiend sei, wenn plötzlich ein Licht aufleuchte. Er schreibt: "Zum Glück gibt es Menschen, die solches Licht anzünden."

Je älter ich werde, desto mehr und desto öfter erkenne ich, wie Menschen in ihrer Dunkelheit leben, ob nun hübsche Tünche drüber oder nicht, aber die Dunkelheit bzw. die Angst ist im Herzen, im Kopf.

Mir tut das leid, denn sie stehen sich selbst im Weg rum (und anderen auch). Die Weite des Blickes fehlt. Die Geduld.

Und ich weiss nicht, wie ein Licht in ihre Welt bringen. Bosmanns schreibt: "Solch ein Licht im Dunkel kann auch ein erlösendes Wort, eine liebevolle Geste, eine helfende Tat sein."

Das hört sich so gut an, so einfach umzusetzen. Aber: In der jeweiligen Situation fällt mir nicht das passende ein. Und: Selbst wenn ich ein kleines Lichtlein angezündet habe, wird es weiterbrennen? Geht es nicht aus? Was kostet es, das Licht am Brennen zu halten?

Ja, was kostet es mich, denn an mir ist kein Sozialarbeiter verloren gegangen. Ich habe das Talent nicht. Ich kenne einige, bei denen können Gespräche nicht tief genug gehen. Ich mag auch tiefe Gespräche, aber irgendwann bin ich abgefüttert, da geht es nicht mehr weiter.

Ja, ja, ein Licht in die Welt bringen. Gar nicht so leicht.

Advent als Aufbruch?

So hatte ich das noch nie gesehen.

Gestern sassen wir zusammen zum Adventssingen. K. hatte Adventsbücher aus dem Herder-Verlag mitgebracht, die mich sehr ansprachen. Er meinte, das sei eine ganze Serie bei denen, jedes Jahr käme ein neues heraus. Wen es genauso interessiert wie mich: Sie heissen "Und es wird leuchten ein Stern". Jedes Jahr ein anderes, mit immer neuen Impulsen, gar nicht lang.

Da drin stand also, dass die Adventszeit, Weihnachten, eine Zeit des Aufbruchs seien. Kam mir ganz neu vor. Eine Zeit der Besinnung, das ja. Auf keinen Fall eine Zeit des Stresses, das will ich nicht mitmachen (auch wenn diese Zeit zum Stress neigt mit Geschenken und Feiern und Jahresabschluss). Aber eine Zeit des Aufbruchs?

Tja, Josef und Maria waren aufgebrochen, ein Kind kommt auf die Welt (der Aufbruch per se), die drei Weisen aus dem Morgenland waren aufgebrochen.

Das passt so gar nicht zum heimeligen Plätzchenbacken, Kerzenanzünden, Familienessen. Ein Aufbruch ist alles andere als klein bei klein.

Doch, ich sollte mal Advent unter dem Aspekt "Aufbruch" betrachten!