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Meine erste Strickanleitung: Die Fäustlinge „Herzband“

Wie jedes Jahr stricke ich auch dieses Jahr wieder bunte Fäustlinge für den guten Zweck, für Obdach e.V.. Sie werden am Samstag, den 29.11. auf dem Adventsmarkt der guten Taten auf dem Ebert-Platz verkauft und an den weiteren Adventssamstagen auf dem Wilhelmsplatz in der Weststadt.

Weil der Wunsch aufkam, dass ich ein bisschen grössere Handschuhe stricke (meine eigenen Hände haben einen Umfang von 18cm ohne Daumen, das ist ein bisschen wenig), weil auch der Wunsch nach einem nordischen Muster laut wurde, Sterne aber oft genug ein Gefuddel sind, so habe ich mir gedacht, stelle ich mir meine eigene Anleitung her.

Die Fäustlinge "Herzband".
Die Fäustlinge "Herzband".

„Herzband“ heissen sie nun, sehen herzig aus, sind für Hände mit einem Umfang von 19cm ohne Daumen gedacht (das ist üblicher als meine 18cm) und ich hoffe, sie kommen gut an. Das bisherige Feedback ist ein gutes.
Ich habe sie heute auf „ravelry“, dieser internationalen Strick- und Häkelcommunity als freie Anleitung veröffentlicht als Herzband. Bisher auf deutsch, aber ich denke daran, sie auch auf englisch zu veröffentlichen.

„Frau sein“ von Franziska Klein.

Franzi kenne ich von einem Besuch in meiner Gemeinde. Sie kam auf Einladung unserer Leiterinnen von Sisterhood, um über Freundschaft zu referieren. Sie hat darüber auch ein Buch geschrieben, brandneu ist ihr zweites nun herausgekommen: „Frau sein“.

Sie ist mit einem traditionellen Rollenbild aufgewachsen, in einer konservativen Freikirche und mit Migrationshintergrund. Im Theologiestudium (sie hat den Master) geht sie intensiv der Frage hinterher, wie Gott Frauen sieht. Sie kam nicht zurecht mit den Beschränkungen der traditionellen Rollenzuschreibung und war der Meinung, wenn Gott Gott ist, dann muss er doch was für Frauen übrig haben (so ganz salopp von mir gesagt). Und forscht nach.

Ich selbst nun – meine Leser wissen um meinen verqueren Familienhintergrund, unter dem ich sehr gelitten hatte – bin zwischen zwei Polen aufgewachsen. Mir war das nicht klar, aber als ich eines schönen Tages in meiner Verzweiflung bei einer Beratungsstelle war, da wurde ich gefragt, ob meine Mutter eine moderne und die Lebensgefährtin meines Vaters eine traditionelle Frau (gewesen) seien. Ich bin da zum ersten Mal auf die Unterscheidung getroffen. Ich bejahte die Frage, konnte mir aber nichts so recht darunter vorstellen.
Franzis Buch hilft mir auseinanderzuklamüsern, was das für Weltbilder waren. Das tut so wohl. Orientierung! Auflösung der Spannungen! Und natürlich von meiner Seite Absage an das traditionelle Rollenbild.

Ich habe meinem ehemaligen Pastor von diesem Buch erzählt. Er findet es „sehr cool“ und bat mich um eine Zusammenfassung.

Privates und öffentliches – Welche Themen wir bewusst aus unseren Blogs heraushalten.

Ein Posting zu den BlogWochen2025.

Was ich aus meinem Blog heraushalte:

- Die Arbeit. Das ist für mich tabu, nicht nur, weil ich eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben habe. Ich schreibe von der Arbeit höchstens so etwas wie (das ist ein frei erfundenes Beispiel) ein Kollege habe mir Tipps für Getreidekaffee gegeben. Solche harmlosen Small-Talk-Dinger schreibe ich, aber auch die höchst selten.

- Konflikte mit Personen aus meinem Umkreis. So etwas ist direkt zu klären. Der Umweg übers Blog wäre kontraproduktiv. Einzige Ausnahme: Mein Vater, weil das gar zu haarig war. Und zu viele Aussenstehende involviert. Da war eh nichts privat. Ich habe es deswegen für besser gehalten, meine Stimme zu erheben.

- Was mir im Vertrauen erzählt worden ist. Im Vertrauen erzählt ist im Vertrauen erzählt. Das gehört nicht an die Öffentlichkeit.

Der erste Flickversuch mit auffälliger Stickerei.

Meinen ersten Flickversuch mit auffälliger Stickerei habe ich an einem grau-purpurnen Pullover versucht.

Mit Sicherheitsnadel markiertes Loch.
Mit Sicherheitsnadel markiertes Loch.

Zuerst habe ich ihn auf links gedreht und gegen das Licht gehalten. Dann sieht man die Löcher besser. Die ausfindig gemachten Löcher habe ich je mit einer Sicherheitsnadel markiert. (Das mit den Sicherheitsnadeln ist ein Tipp von Erin Lewis-Fitzgerald in ihrem Buch „geschickt geflickt“, erschienen bei Stiebner.)

Zuerst wird gestopft.
Zuerst wird gestopft.

Dann habe ich mir zum Start ein kleines Loch gesucht und den Stickrahmen (Durchmesser 10,5cm) angebracht. Ich habe mich zum Stopfen als Grundlage entschlossen.

Grundmuster an der Passe.
Grundmuster an der Passe.

Analog zum Grundmuster, das aus lauter „bubbles“, also Blasen, besteht, habe ich versucht, eine ebensolche zu sticken. Innen drin ist das Gestopfte (das habe ich so gelassen), aussenrum habe ich mit Purpur im Steppstich ein Oval gestickt.

Ein purpurnes Oval sticken.
Ein purpurnes Oval sticken.

Dann den Stickrahmen wieder entfernt und die Enden vernäht. Sieht gar nicht so schlecht aus, v.a. wenn bedenkt, dass der Pullover zum Schluss, wenn ich alle Löcher versorgt habe, nochmal gewaschen wird und das Garn sich dadurch etwas aufpflustert.

Das Endergebnis.
Das Endergebnis.

Strickpullover kunstvoll flicken mit Stickerei.

Mein Entschluss: Ich werde meine selbstgestrickten Pullover kunstvoll flicken mit "Sticken auf Strick". Das gleichnamige Buch von Judit Gummlich inspiriert mich dazu. D.h. zuerst waren die unsäglichen Motten da. Ich hatte es schon vollkommen satt, immer diese Löcher zu stopfen (und den Motten hinterher zu sein). Das kann man gar nicht so stopfen, dass diese Löcher bzw. das Gestopfte nicht zu sehen sind.

Also ist Flucht nach vorn angesagt, ich mache die Stelle erst recht sichtbar mit kunstvollen Mustern. (Geht mal auf den Link zu dem Buch oben, das sieht schon toll aus, wenn man runterscrollt. Auch wenn ich selbst wohl eher graphische Muster zum Löcherflicken nehmen werde.)

Stickrahmen habe ich mir besorgt, zwei verschiedene. Einen „normal“ grossen und einen kleineren für die Ärmel. Stickvlies habe ich leider keines bekommen, nun muss es ohne gehen. Stickvlies heutzutage wird mit dem zu bestickenden Textil im Stickrahmen eingespannt. Dann stickt man auf beidem, wobei auf dem Stickvlies die aufgezeichnete/abgepauste Stickvorlage ist. Wenn die Stickerei fertig ist, wäscht man das Textil lauwarm aus, dann löst sich das Vlies in dem lauwarmen Wasser auf und ist nicht mehr zu sehen, nur noch die schöne Stickerei.

Ich hoffe, die Motten waren nicht allzu gefrässig. Sonst geht es mir wie vielen Leuten mit ihren Tätowierungen: Sie finden und finden kein Ende!